Kritik annehmen oder nicht?! Wie du mit schmerzhafter oder unberechtigter Kritik umgehen kannst!

, , ,
Kritik annehmen oder nicht?! Profi-Tipps von Katrin Holzinger

Wahrscheinlich geht es dir wie den allermeisten Menschen: Kritik hören sie nicht gerne. Denn entweder wird mit der Kritik eine unangenehme, oft schmerzhafte Wahrheit ausgesprochen, die sie am liebsten gar nicht hören wollten oder sie werden zum Opfer eines unsachlichen und unberechtigten Angriffs, der als „Kritik“ getarnt wurde! In unserem Blog erfährst du, wie du dich der Kritik – ob berechtigt oder nicht – stellen und angemessen darauf reagieren kannst. Musst du jede Kritik annehmen, oder…?

Wenn es Kritik hagelt, bewahre einen kühlen Kopf

Oft wirst du kritisiert, obwohl du gar nicht nach Feedback gefragt hast. Dann erwischt dich die Kritik eiskalt und unvorbereitet. Es fallen pauschale Aussagen, die wie Messer in dich eindringen: „Sie sind immer zu langsam!“ oder „Ihr Ergebnis ist die absolute Katastrophe!“ oder es kommt ein wütendes „Es reicht jetzt.“ Bei solch oberflächlichen und pauschalen Rückmeldungen, wird es zur großen Herausforderung, innerlich ruhig zu bleiben. Denn du hast, wie die anderen Menschen, einen angeborenen Drang, dich zu verteidigen.

Unfaire Kritik und deine Erwiderungen darauf führen zu einem verbalen Schlagabtausch, der am Ende das Vertrauen in die Beziehung zerstört. Die entstandenen mentalen Wunden heilen oft schwer, auch wenn der Kampf längst beendet ist. Häufig bleibt ein dunkler Schatten im Herzen. Dieser Kampf führt fast nie zu einer sinnvollen Lösung.

Wie kannst du also auf Kritik reagieren?

Wenn andere Kritik äußern und du angemessen darauf reagieren möchtest, solltest du grundsätzlich zu einem konstruktiven Konflikt bereit sein. Anstatt die Kampfausrüstung anzulegen, solltest du innerlich einen Schritt zurücktreten, um das Gesagte besser reflektieren zu können. Ganz so, als ob du einen objektiven Radiosprecher in deinem Inneren hättest, der das Geschehen für dich kommentiert.

Dabei solltest du die Motive deines Gegenübers erkennen: Will er mich weiterbringen? Sagt er mir eine unliebsame Wahrheit oder will er mich persönlich attackieren? Geht es darum mich zu verunsichern oder zu erniedrigen?

Im ersten Fall wäre es hilfreich, die Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern zuerst die Botschaft zu verstehen: Es geht darum, etwas am Verhalten zu ändern oder zu verbessern! In einem zweiten Schritt könntest du dir überlegen, ob die Verbesserungsvorschläge sinnvoll sind und ob du dein Verhalten anpassen möchtest.

Für den Fall, dass dich dein Gegenüber verletzen und attackieren will, ist es noch wichtiger, einen Schritt zurückzutreten und die Worte des anderen nicht persönlich zu nehmen. Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, wie das gehen soll? Wie nimmt man die Worte nicht persönlich, wo sie einen doch scheinbar im Innersten berühren und verletzen?

Kritik annehmen? Worte sind nur Schallwellen!

Dazu hilft es, dir bewusst zu machen, dass es nur die Worte, genauer gesagt, nur Schallwellen sind, die dich berühren. Das Wort „Wasser“ hat nicht die Kraft, deinen Durst zu löschen und „Feuer“ verbrennt dich nicht! Genau so haben die Worte „Versager“ und „Idiot“ nicht die Kraft, dich zu einem Versager oder zu einem Idioten zu machen.

Wasser muss man trinken, um den Durst zu löschen und nur echtes Feuer kann deine Haut verbrennen. Wenn du aber deinem Kritiker den Glauben schenkst, dass er mit seinen Beleidigungen recht hat und die Wahrheit spricht, dann fügst du dir selbst die Verletzungen durch deine eigenen Überzeugungen zu.

Dies führt dazu, dass du dein inneres Erleben von den Aussagen eines anderen abhängig machst und in Angst vor seinen Worten lebst. Nach dieser Logik dürften die anderen Menschen dann nur noch freundliche und angenehme Dinge sagen, damit es dir gut geht.

Damit dies nicht passiert und du vor allem schlagfertig und elegant auf unberechtigte Kritik reagieren kannst, solltest du dir dieser Tatsache ständig bewusst sein. Dadurch sparst du viel Energie und kannst dich so viel leichter von anderen abgrenzen.

Der Clou besteht also darin, „Ja!“ zur schmerzhaften Kritik zu sagen, da sie dich im Leben weiterbringt und „Nein!“ zu sagen, wenn du als Person angegriffen wirst.

Hier unsere drei Tipps in der Zusammenfassung:

1. Ruhe bewahren

Kritik nicht persönlich nehmen! Einen Schritt zurückgehen, tief durch die Nase ein- und langsam durch die geschürzten Lippen ausatmen, sich einen Moment Zeit nehmen und sich bewusst machen, dass es nur Schallwellen sind, die auf dein Trommelfell treffen! Andere dürfen sagen, was sie wollen, auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt.

Achte selbst auf deine eigene Sprache, denn sie löst im anderen Gefühle aus! Er weiß nichts über die Schallwellen, denn er glaubt, dass es deine Worte sind, die ihn verletzten.

Ideal wäre es, wenn du dich nicht verteidigen oder rechtfertigen würdest! Spare dir dein „Ja, aber…“, „Wie kannst Du nur…“, „Ich wollte doch nur…“ und beharre nicht auf Teufel komm raus auf deiner Sicht der Dinge – auch wenn du im Recht bist. Versuche stark zu bleiben und nicht wie ein getroffener Hund loszuheulen. Denn schließlich liegen die Fakten noch nicht objektiv auf dem Tisch. Nimm dir erst die Zeit, über die Worte nach-zudenken, bevor du (emotional) reagierst.

2. Genau zuhören und Zeit verschaffen

Dafür höre erst einmal genau zu. Erkenne den Unterschied zwischen dem Wort „Wasser“ und dem Wasser in deinem Glas!

Warte, bis der andere seine Kritik vollständig ausgesprochen hat. Falle dem Kritiker nicht ins Wort. Das spornt ihn sonst womöglich noch mehr an, mit weiteren verbalen Keulen auf dich einzudreschen. So verschaffst du dir Zeit, um dich gedanklich und somit emotional zu sammeln.

Mache dir einmal mehr bewusst, dass du dein Verhalten ändern kannst, wenn du es ändern willst! Auf berechtigte Kritik kannst du also nachgiebig reagieren, du kannst dann sogar die Kritik annehmen.

3. Fakten checken und emotional gelassen reagieren

Nun unterscheide, was die Sache/deine Arbeit/dein Verhalten betrifft oder ob du tatsächlich persönlich angegriffen wurdest. Wenn du das klar erkennen kannst, weißt du, ob das Gespräch auf rationaler oder irrationaler Ebene stattfindet.

Im Falle eines persönlichen Angriffs solltest du deine eigene Unzufriedenheit darüber ausdrücken, dich aber nicht ärgern oder wütend werden – sonst hat der andere sein Ziel erreicht, und die Macht über dein Gehirn übernommen.

Am besten stellst du Fragen aus der Ich-Perspektive und bringst die eigene Sicht auf die Situation ein: „Habe ich sie richtig verstanden, dass Sie gerade mit etwas unzufrieden sind? Bitte sagen Sie mir doch genau, was sie gestört hat?“

Falls du mit der Kritik überrumpelt wirst, könntest du antworten: „Ich bin gerade über ihre Worte sehr überrascht, deshalb möchte ich das für mich gerne selbst besser reflektieren können, bevor ich antworte!“ Dein Gegenüber fühlt sich gehört und die Situation schaukelt sich nicht weiter emotional auf.

Mit konstruktiven Erwiderungen bringst du das Kritik- oder Konfliktgespräch, egal wie es gestartet ist, auf eine sachliche Ebene.

Ging dir das zu schnell? Hast du noch Fragen zur Umsetzung? Wenn dein Adrenalinspiegel immer noch zu schnell ansteigt, dann erfährst du in unserem Friday Night Coaching, wie du Kritik annehmen oder dich persönlich abgrenzen und wirklich gelassen bleiben kannst?

Mit Kritik umgehen - Friday Night Coaching

Die Autorin:

Katrin Holzinger
Geschäftsführerin und Cognitive Coach

Katrin Holzinger ist unsere Koryphäe für´s Cool-Bleiben. Auch in emotional aufgeheizten Situationen hat sie die natürliche Gabe, ruhig und fokussiert zu bleiben. Als langjährige Führungskraft mit diversen Teams und als Cognitive Coach weiß sie, wie entscheidend es für das Miteinander ist, Kritik konstruktiv zu üben und annehmen zu können.