Lebensmut statt Lebenskrise
Wie Selbstführung gelingt
„Ach, du Scheiße“, dachte ich nach meinem allerersten Telefonat mit Daniel Holzinger.
Nicht, dass unser Gespräch schlecht gelaufen wäre – ganz im Gegenteil. Sondern weil ich Angst vor meiner eigenen Courage bekam. Nun hatte ich den Salat.
Es ist eine Sache, eine Mailanfrage für ein Coaching zu stellen – und eine ganz andere, jemandem live und in Farbe die zahlreichen Baustellen im eigenen Leben zu gestehen. Doch es markierte eine tiefgreifende Wende in meinem Leben – oder vielmehr: in mir.
Als mich Katrin neulich fragte, was ich im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des DHI feiere, musste ich gar nicht nachdenken: „Na euch, natürlich“, sagte ich wie aus der Pistole geschossen.
Das klingt banal. Doch ich bin unfassbar dankbar dafür, Katrin und Daniel kennengelernt zu haben – und für unsere sinnstiftende und horizonterweiternde Zusammenarbeit.
Lebenskrise mit 40
Das Telefonat mit Daniel, das ich oben angesprochen habe, ist inzwischen gut zehn Jahre her. Damals war ich an einem Tiefpunkt in meinem Leben angelangt, an dem ich mich fragte, wie ich je wieder auftauchen sollte. Privat- und Berufsleben lagen in Scherben. Über allem lag eine lähmende Erschöpfung.
Daniel begegnete meinem Chaos mit Ruhe und auf Augenhöhe. Er sagte: „Wir schauen, dass wir die Leitkuh vom Eis bekommen – denn dann folgt der Rest.“ Und: „Wir sehen zu, dass wir dir schnell helfen.“
Hilf dir selbst
Daniel machte auf seine humorvolle, unverblümte und dennoch respektvolle Art unsere Rollenverteilung klar: „Du schwimmst momentan in deiner eigenen Scheiße. Ich steige nicht zu dir hinab, weil wir sonst beide darin baden. Aber ich helfe dir vom Beckenrand aus, selbst auszusteigen.“
Es war ein Versprechen, das er einlöste: Daniel half mir, mir selbst zu helfen. Er machte mich mit dem Kognitiven Ansatz vertraut. Sein Wissen über den konstruktiven Umgang mit sich selbst und den Umständen versetzte mich in Erstaunen – und faszinierte mich zusehends. Noch nie hatte mir jemand so entscheidende Fragen gestellt. Noch nie hatte mir jemand gezeigt, wie ich richtig – im Sinne von zielführend, realistisch und hilfreich – denke. Und das lag gewiss nicht daran, dass ich nicht schon lange danach gesucht hätte.
Drei Jahre lang bin ich bei Daniel aus- und eingegangen. Denn ich wollte verstehen, wollte alles über den Kognitiven Ansatz wissen. Er geht weit über die reine Problembeseitigung hinaus. Letztere ist schnell erreicht – doch wie gelingt die sichere Anwendung in allen Lebenslagen? Welche Antworten gibt der Ansatz auf die großen Lebensfragen? In Daniel fand ich einen inspirierenden Gesprächspartner, mit dem ich mal konkret, mal philosophisch über Leben und Tod nachdenken konnte – etwas, das ich heute noch bei Bedarf tue.
Der Befreiungsschlag
Die erste große Einsicht, die ich dank Daniels Wissen erlangte, haute mich schier um. Er erklärte mir:
– Dein Gehirn denkt automatisch (Beweis: Versuche mal eine Minute lang nicht zu denken.)
– Diese Gedanken sind nicht „gottgegeben“, bloß weil du sie denkst. Sie sind weder automatisch wahr, realitätsbezogen noch in irgendeiner Weise nützlich.
– Du hast die Freiheit, deine Gedanken zu prüfen, zu sortieren, zu übernehmen oder zu entsorgen.
Das hört sich zunächst sehr technisch an. Aber für mich war das ein Befreiungsschlag – denn es veränderte meinen Umgang mit mir selbst. Es war der Beginn einer gelungenen Selbstführung.
Ich fing sofort damit an, meinen Gedanken wirklich zuzuhören – und merkte, wie ich z. B. von mir verlangte, perfekt zu sein.
Ich verstand, dass Perfektionismus ironischerweise zum Scheitern verurteilt ist – und dass ich mir damit schade: Ich jage einem unerreichbaren Ideal hinterher, setze mich enorm unter Druck und lebe in ständiger Angst vor Ablehnung.
Mir wurde klar, dass ich die Freiheit habe, stattdessen nach hilfreichen und realistischeren Gedanken zu suchen – z. B.: „Ich bin ein Mensch, der wie alle anderen seine Stärken und Schwächen hat. Der mal Erfolg, mal Misserfolg hat. Ich muss mich deswegen nicht ständig selbst dissen.“
Keine Kosmetik, sondern präsize Chirurgie: Der Kognitive Ansatz
Das Elegante am Kognitiven Ansatz ist, dass er Probleme gleich an der Wurzel packt – anstatt wie in klassischen Therapien zuerst die Kindheit zu durchleuchten. Es hilft nicht, zu erkennen: „Meine Eltern haben mir ständig das Gefühl gegeben, dass ich nicht gut genug war. Deswegen glaube ich jetzt selbst, dass ich ein Loser bin und bedaure mich.“ Was wirklich hilft, ist zu erkennen, wie man heute selbst denkt – und das zu verändern. Also: die eigenen selbstschädigenden Gedanken zu erkennen und durch hilfreiche zu ersetzen.
Meine zweite Erkenntnis
Meine zweite, darauf aufbauende Erkenntnis war die Einsicht, wie Gedanken und Gefühle zusammenhängen: Wenn ich schlecht über mich denke, werde ich mich schlecht fühlen. Wenn ich Umstände katastrophisiere, werde ich in Panik verfallen. Es gibt eine direkte Korrelation zwischen dem, was ich denke, und dem, was ich fühle.
Im Ergebnis kann ich meine Reaktionen auf Menschen und Umstände moderieren. Oder umgangssprachlich ausgedrückt – und stark verkürzt: Ich habe meine Gefühle im Griff. Ich bin emotional stabil – auch, wenn etwas nicht nach Plan läuft. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Schlafmangel oder Migräne sind meine persönlichen Gegner.) Das schenkt mir die große Freiheit, mich mehr mit der Sache zu beschäftigen – ohne mich von überstarken Gefühlen wie Depression, Wut, Verzweiflung oder Angst überrollen lassen zu müssen.
Ich habe Selbst-Vertrauen entwickelt: Vertrauen in mich selbst, dass ich angemessen reagieren und die Herausforderungen des Lebens bewältigen kann.
Die Prüfung
Im Jahr 2022 wurde meine Selbstführung stark geprüft. Mein Bruder kam unerwartet und auf tragische Weise ums Leben. Das hinterlässt einen Schatten auf unserer Familie, der nicht vergehen wird. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht an ihn denken. Doch ich bin nicht verbittert oder depressiv geworden, sondern spüre eine Mischung aus Trauer und Liebe. Ich bin dankbar, dass er ein Teil meines Lebens war und ist – und sehr spürbar dafür, dass ich selbst am Leben sein darf.
Der Kognitive Ansatz ist nicht nur eine Methode, sondern eine Lebenshaltung – wie Katrin in ihrem Blogbeitrag von letzter Woche so schön sagte. Und ähnlich wie das Zähneputzen die Zähne pflegt, will auch das Gehirn gepflegt werden. Denn nicht nur das Fleisch ist willig – auch der Geist ist anfällig für automatische (angeborene) Gedanken, Reaktionen und Bequemlichkeit. Zu allem Übel ist er auch noch vergesslich.
Teamspirit und Dankbarkeit
Was ich in diesem Zusammenhang feiere – um auf Katrins Eingangsfrage zurückzukommen – ist die gemeinsame Arbeit mit Katrin und Daniel, die 2018 nach Katrins Einstieg ins Unternehmen begann. Denn das bedeutet eine beständige Auseinandersetzung mit den Inhalten und Programmen des Instituts, die mich fordern und wachsen lassen.
Katrin holte mich damals an Bord, um als selbstständige Grafik- und Webdesignerin eine neue Präsenz für das DHI aufzubauen. Seither sind sage und schreibe 7,5 Jahre vergangen – und ich habe Aufbau, Wandel und Entwicklung des Instituts erlebt. Katrins Weitsicht, Ideenreichtum, Fokus und Drive beeindrucken und inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Gleichzeitig sind wir Schwestern im Geiste: Inhalte und Ziele werden auf kurzem Weg besprochen, verstanden und umgesetzt.
Mein Aufgabengebiet hat sich auf dieser Grundlage auch weiterentwickelt: Heute schreibe ich die wöchentlichen Newsletter und plane den Content dafür, arbeite im Marketing mit – und an der Umsetzung des Corporate Designs.
Was für ein Glück, kann ich nur sagen. Ein Glück, Katrin und Daniel kennengelernt zu haben. Ein Glück, an einem Unternehmen mitzuarbeiten, das zum Ziel hat, das Leben anderer besser zu machen.
Celebrate the Future! 😊
Eure Sara White